
BCT COACHING
2 Barrieren-Erkennung und Problemlösung
Analysiere oder fordere die Person zum Analysieren auf, welche Faktoren die körperliche Aktivität beeinflussen könnten. Entwickelt Strategien, um Barrieren zu überwinden und/oder um erleichternde Situationen zu schaffen.
Beschrieb
Haupttechnik
2 Barrieren-Erkennung und Problemlösung
Barrieren und Hindernisse können von Beginn weg auftreten. Folgende Fragen sind bei entsprechenden Zeitunkten zu stellen:
Zu Beginn:
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Was könnte die Person daran hindern, körperlich aktiv zu sein?
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Wie kann Inaktivität in gewissen Situationen verhindert oder damit umgegangen werden?
Während und gegen Ende des Coachings:
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Warum hat sich die Person nicht körperlich aktiv verhalten?
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Was ist passiert, was könnte sonst noch geschehen und wie kann es verhindert oder damit umgegangen werden? (Vielleicht war die Person zu ambitioniert, hatte zu wenig Erholung, einen Unfall, zu wenig Freizeit etc.)
Arten der Barrieren (Beispiele aus Gerber, Oberer, and Pühse (2014, S. 135-141)):
Innere Barrieren (betrifft vor allem die Gedankenwelt):
Trägheit/Müdigkeit, Bequemlichkeit/Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Verletzungsangst/Beschwerden, Angst vor Blamage oder musternden Blicken, "Ich schaffe das nicht", "Das bringt mir nichts" ("Gewicht bleibt ja gleich"), "zu anstrengend"/Nicht schwitzen wollen, Keine Zeit/Stress, usw.
Äussere Barrieren:
Grosser Organisationsaufwand, Trainingspartner hat abgesagt, schlechtes Wetter, hohe Kosten, berufliche Auslastung, familiäre Auslastung, kein passender Trainingspartner, Freunde wollen etwas unternehmen, usw.
Der Coach weist die Person an, schon im Voraus zu überlegen, welche Hindernisse auftreten könnten und bereits 2-3 Strategien zu jeder Barriere zu entwickeln, welche sie auf dem Noteboard auf movingcall.com niederschreibt. Wenn die Barriere auftritt, führt die Person direkt eine der entsprechenden Strategien aus.
Allgemeine Ratschläge:
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Barriere "Keine Zeit". Der Coach weist die Person an, einen Wochenplan ((9)Zeiteinteilung) zu erstellen und in den freien Zeitfenstern Bewegung einzuplanen. Falls zu wenig freie Zeitfenster vorhanden sind, kann auch die Alltagsaktivität erhöht werden. Zudem ratet der Coach der Person, die Ausführung der Aktivitäten zeitsparend einzuplanen (z.B. entlang des Arbeitsweges Sport machen). Weitere Ratschläge und Anleitungen sind unter der Technik (4) Handlungsplanung aufgeführt.
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Es gibt keine Patentlösung! Barrieren und v.a. Strategien sind individuell. Der Coach und die Person sollen und müssen mehrere Dinge ausprobieren.
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Es darf nur im Notfall auf eine Strategie zurück gegriffen werden, denn die körperlichen Aktivitäten sollen regelmässig und kontinuierlich fortlaufen.
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Es kann nützlich sein, Starthilfen bereit zu legen, wie die Joggingschuhe vor die Tür zu stellen oder die Trainingstasche schon am Vorabend zu packen.
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Die Person muss für Regenwetter ausgerüstet sein. Sie muss schon vorab Regenbekleidung kaufen oder als Strategie ein Alternativprogramm im Trocknen ausdenken.
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Bei der Strategieentwicklung kann an frühere Erfahrungen gedacht werden, man soll kreativ sein und mehrere Dinge ausprobieren.
Bei neuen Barrieren muss die Person sofort wieder 2-3 neue Strategien entwickeln oder eine bestehende adaptieren.
Beispiele
Haupttechnik
2 Barrieren-Erkennung und Problemlösung
Folgend sind Beispiele aufgeführt, welche möglicherweise ebenfalls bei deiner Person auftreten. Du kannst Strategievorschläge aus dieser Liste übernehmen und dafür schauen, dass die Person des Weiteren auch eigene, für sie passende, Strategien hinzufügt und sich auf dem Noteboard von movingcall.com schriftlich festhält.
Beispiele anhand des Barrierenhandbuchs nach Gerber et al. (2014, pp. 135-141):
Innere Barrieren
Trägheit/Müdigkeit (von Arbeit/Familie)
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Zuerst Ausruhen, dann später Sport treiben, ABER den Zeitpunkt für die Aktivität vor dem Ausruhen definieren
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Freie Zeit in sich selbst investieren und nicht weitere Arbeit auf sich nehmen, Training konsequent auf anderen Tag verschieben
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Statt ins Fitness in die Sauna oder früher ins Bett gehen
Bequemlichkeit/Lustlosigkeit (nicht so fit sein, lieber Film gucken)
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Sporttermin gleiches Gewicht wie z.B. Arzttermin geben
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Starthilfen bereit stellen (Material kaufen, Ausrüstung bereit legen)
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Film aufnehmen und nach Training angucken macht doppelt soviel Spass
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Abmachen mit anderen, dadurch entsteht ein Zugzwang
Sich niedergeschlagen fühlen ("alles ging schief heute")
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Aktivität mit niedriger Intensität wählen. Gedanken darüber machen, wie gut man sich danach fühlt
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Sich an seine Trainingsziele erinnern, Beruf/andere sollen nicht Vorsätze kaputt machen können
Verletzungsangst und zunehmende Beschwerden
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Mit Fachperson (Arzt, Therapeut) besprechen
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Ausdauersportarten haben meistens nicht hohes Verletzungsrisiko. Sich nicht überfordern und auf Körper hören. Evtl. einen Gang tiefer schalten
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Auch Muskelkater geht vorüber. Keinen Endspurt machen, sondern Cool-Down und genügend Erholungszeit einplanen
Angst vor Blamage oder musternden Blicken
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Sorgfältige Programmwahl, Erkundigungen einholen, sich etwas demonstrieren lassen und erst dann über einen möglichen Einstieg entscheiden, resp. nach einer Alternative suchen
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Zusammen sich bei einer Gruppe anmelden
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Fitnesscenter mit wenig Spiegeln und nicht so gestylten Leuten auswählen, evtl. spezifisches Center nur für Frauen/Übergewichtige suchen
"Ich schaffe das nicht" (regelmässige Bewegung)
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Sich nicht zu oft mit anderen vergleichen. Eigene Fortschritte beobachten und eigenes Wohlbefinden bei kA erfahren
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Zu Beginn Ziele wählen, die sicher erreicht werden, danach Umfang, Dauer und Intensität steigern
"Das bringt mir nichts" (Aufwand lohnend? Gewicht hat sich nicht verändert...)
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Ohne Training hat man noch schlechteres Befinden oder Gewichtszunahme
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Gewichtsabnahme nur eines von mehreren Gesundheitszielen, kA hilft, sich besser zu fühlen und reduziert die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen
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Es braucht nicht viel, damit Gesundheit sich verbessert, 30 min körperliche Aktivität pro Tag reicht
"Mir ist das zu anstrengend" oder "Schwitzen ist mir unangenehm" (Atemnot, Schwitzen)
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Keine hohe Intensität nötig, damit etwas für die Gesundheit getan wird, Bewegung mehr in Alltag integrieren, dann geht’s wie von selbst
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Bewegungsformen suchen, die Freude machen und die Anstrengung vergessen lassen (Ballsport, Wanderpanorama, Begleiter)
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Schwimmen (Schwitzen unbemerkt)
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Kollegen, welche auch nach dem Training noch einen Schwatz halten
Keine Zeit/Bin im Stress
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Kaum! Es ist alles eine Frage der Organisation und Planung
Äussere Barrieren
Grosser Organisationsaufwand (extra ins Fitness fahren)
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Nahe Bewegungsorte
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Direkt vor/nach Arbeit oder auf Weg dahin Sport treiben
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Spazieren, Nordic-Walking, Fahrrad fahren, Wandern und Jogging kann direkt vor der Haustüre beginnen
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Bereits am Vortag/Morgen die Trainingsausrüstung bereit legen
Trainingspartner hat abgesagt (Tennispartner krank)
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Ein Netzwerk aufbauen, nicht nur auf 1 Partner angewiesen sein. Andere Personen anrufen, vielleicht für eine andere Sportart. Verlässlichen Partner suchen und Wichtigkeit der regelmässigen kA klarstellen, es soll nur in Notfällen abgesagt werden
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Alternativprogramm aufstellen (Joggingrunde alleine rennen), neuen Termin fixieren
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Trainingsgruppe aufbauen, einer Gruppe beitreten
Schlechtes Wetter
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Entsprechende Ausrüstung kaufen
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Festlegen, wie schlimm es sein muss, damit man nicht rausgeht und daran festhalten
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Bewegungsformen unter Dach als Alternative bestimmen oder sich von Beginn weg dafür entscheiden: Schwimmen, Klettern, Krafttraining, Bowling, Badminton, Squash, Schlittschuhlaufen, Fitnesscenter, usw.
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Einen Hometrainer günstig anschaffen (Internet) oder sich ein Schlechtwetter-Heimprogramm zusammenstellen
Hohe Kosten (Beiträge für Verein, Fitness, Ausrüstung)
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Kosten-Nutzen Vergleich (z.B. im Fitness: Viele Besuche lohnen sich)
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Krankenkassenwechsel oder Zusatzversicherungen für Zahlung an Beiträge bei sportlicher Aktivität
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Gratis Bewegung: Gehen, Wandern, Walking, Joggen, Fahrrad, Schwimmen in Natur, Übungen zu Hause, Gartenarbeiten, Putzen, Treppen steigen
Berufliche Inanspruchnahme (hektische Arbeit)
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Klare Kommunikation gegenüber Arbeitskollegen und Chef, dass Pausen benötigt und für Bewegung eingesetzt werden
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Trainings-/Bewegungszeiten fix in Terminkalender eintragen
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Sportterminen das gleiche Gewicht wie anderen Terminen geben
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Verbündete bei der Arbeit suchen (gemeinsamer Spaziergang, Laufgruppe, Bewegungspause)
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Treppen statt Aufzüge nehmen
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Geschäfte und Meetings im Gehen erledigen
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Sportbekleidung am Arbeitsort deponieren, auf Auslandsreisen mitnehmen
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Anregungen für Duschen und Kleiderschränke in Firma machen
Familiäre Inanspruchnahme ("alle wollen was")
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Familienangehörige sollen akzeptieren, dass für die Person Zeit für sich selbst notwendig ist. Für alle zu Hause ersichtlich Trainingszeiten aufschreiben und aufhängen
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Um Unterstützung bitten (Übernahme von Haushaltstätigkeiten wie Einkaufen, Kochen, Putzen)
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Familie ins Sporttreiben integrieren (Mitnehmen zum Jogging, in die Kletterhalle, usw.)
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Familienangehörige zu persönlichen Coaches machen, die überwachen und belohnen
Kein passender Trainingspartner
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Sportverein, Gruppenkurse, Fitnesscenter, Schwimmbad, öffentliche Sportveranstaltungen, um Gleichgesinnte kennen zu lernen, evtl. auch um etwas Trinken gehen nach Aktivität
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Annonce im Migros/Coop/Gemeindezentrum/Internet entsprechende Plattformen raussuchen, z.B. http://www.bespo.ch
Freunde wollen etwas unternehmen (etwas Essen gehen)
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Freunde zum Spaziergang mitnehmen
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Gäste auch mitnehmen oder informieren, dass Training fortgesetzt wird und man abwesend ist
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Anderen Tag zum Essen vereinbaren oder erst später dazu stossen